

18.–01.-22.02.2020 Am 17. Januar 2020 eröffnen wir um 20 Uhr die Soloshow der Malerin Stephanie Abben. Vielfach mit Preisen ausgezeichnet flirrt die Malerei der gebürtigen Düsseldorferin zwischen Expression, Landschaften und Collage, die sich in ihrer Form doch immer wieder der reinen Malerei hingeben und sich als Materie auf der Leinwand ergießen und verarbeiten lassen. Mit einem scharfen Blick auf die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt findet Stephanie Abben ihre Bildsujets in jenem teils schmerzhaften Zwischenraum, in welchem Zivilisation und Natur aufeinandertreffen, oder stellt eben solche in bildlichen Konfrontationen her und kreiert in ihrer Malerei eine intensive visuelle Verdichtung der Materie und Materialität unserer Zeit.
Von 2004 bis 2010 studierte Sie in den Klassen von Helmut Dorner und Meuser, bei dem Sie im Jahr 2010 auch ihren Meisterschülerinnentitel erhielt. Während ihres Studiums der Freien Kunst an der Karlsruher Kunstakademie erschuf Sie unter anderem raumgreifende Abstrakte Wandmalereien, die Ausstellungsräume in- und außerhalb der Kunstakademie mit ihren abstrakten Farbmalereien einnahmen. Mit Mut, die Malerei über die Leinwand hinaus zu denken und großer Leidenschaft wurde ihre Arbeit schon früh mit Preisen und Stipendien, wie dem Förderstipendium der Lepsien Art Foundation ausgezeichnet und in ihrem Wachstum als junge Künstlerin gefördert. Stephanie Abben schaffte es, sich schon als junge Künstlerin mit ihrer Malerei zu etablieren und lebt und arbeitet seither in Karlsruhe. Erst kürzlich wurde ihr künstlerisches Handwerk mit einem Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf gewürdigt, dem bereits ein Lehrauftrag
an der freien Kunstakademie Mannheim voran ging. Während sich ihre Kunst zu Studienzeiten noch sehr stark um die
Fragen der Abstraktion drehte und damit in der gegenstandslosen Tradition ihrer Karlsruher Meister arbeitete, öffnete sie ihre Malerei nach dem Studium zunehmen für landschaftliche Sujets.
Ausgehend von Collagen aus Fotografien, Zeitungsausschnitten, Zeichnungen und Malerei, begann sie, Motive aus Natur und Zivilisation mit abstrakten Elementen, Farbflächen, Gesten aus Material, Raum,
Licht und Form zu konfrontieren. Dabei bleibt beim Betrachten ihrer Arbeiten stets offen, ob es die gegenständlichen Elemente sind, die in ihre Bestandteile zu zerfließen oder zu explodieren scheinen, oder ob es die reine Materie ist, die von
Zeit zu Zeit als flüchtige Objekte oder Szenerien Gestalt annimmt, wie eine Fata Morgana. Stephanie Abben öffnete eine neue Tür für ihre Malerei, indem sie die Fragen der Abstraktion in jene der Konkretisierung einbettete. Ihre Leinwände wurden eine Art Bühne für einen Tanz zwischen Gegenstand und Abstraktion, zwischen formalen und inhaltlichen Fragestellungen.
Während die Natur und der Mensch seit jeher als Sujet und Ausgangspunkt für die Kunst gelten, verbirgt sich hinter den Motiven in Stephanie Abbens Malerei dennoch keine Willkür. So wurde die Thematisierung der Konflikte zwischen dem Menschen und seiner Umwelt, die sich in einer schieren Masse von grotesken Bildern der Zerstörung des biologischen Gleichgewichts rund um die Welt ergießt, zu einer neuen Facette der Malerei von Stephanie Abben. Seitdem geschieht es gelegentlich, dass ihre Bilder als Dystopien bezeichnet werden. Morbide Unorte; eine bildliche Mahnung. Sieht man jedoch davon ab, dass die Zustände und Bezüge, die so manche Betrachterinnen und Betrachter mit ihren Bildern assoziieren, in ihrem Realitätsgehalt weit davon entfernt sind, ein Zukunftsszenario darzustellen, so weist Stephanie diese Interpretation deutlich von sich. Es geht nicht um den erhobenen Zeigefinger. Dass gerade das Thema, das sie als Ausgangspunkt für ihre Kunst gewählt hat, auch ein schmerzliches ist, ist eine andere Sache. Dabei liegt der Wahl eben jener Thematik womöglich in erster Linie eine rein malerische Faszination für ihre Motive zugrunde.
Schaut man sich Bilder wie „tayiuan flower“ an, kann man möglicherweise den malerischen Genuss erahnen, der dazu führte einen blaugrauen Fluss, wie zähes Öl durch die Bildlandschaft fließen zu lassen. Durchzogen von bunten Flecken, die ein schönes Sinnbild für das ästhetische Paradoxon lustig farbiger Müllhaufen, oder weggeschmissener Kleider liefern. Gekrönt wird die Szene von einer roten Blume, die durch das bloße Größenverhältnis wie eine Feuersonne über dem Fluss leuchtet. So ist es vielleicht eben jene Fertilität der Katastrophe, die uns schon immer den Stoff für die besten und spannendsten Geschichten beschert hat. Die Ästhetik der Gravitation, mit der die dickflüssig anmutende Materie sich das Bild hinab bewegt, um an den Grenzen der Leinwand unsere Gedanken und unsere Fantasie zu beflügeln. Oder das zarte Türkis im Bild „fabrik“, das uns an glasklare pazifische Gewässer erinnert, um sich nach unten hin in einer geradezu selbstverneinende Lasur aufzulösen. Oder das Bild „krippe“ dessen vieldeutiges Motiv einer verfallen anmutenden Baracke mit einem Planendach, umzingelt von einem Gewirr, das ebenfalls wieder an achtlos entsorgte Produkte erinnert, im Grunde nichts anderes ist, als die wimmelbildartige Verdichtung von Farbe, Materialitäten und Form, in denen das malerische Handwerk von Stephanie Abben zur Geltung kommt.